Der CoolTourist
will Sie auf höchst subjektive Weise zu einer Reise durch partielle Welten der Kultur einladen.
Auf den folgenden Seiten finden Sie u.a. aktuelle Rezensionen zu
Musik (Schwerpunkt: Americana, Folk, Country, Rock), Film, Sprechtheater und Belletristik (Schwerpunkt: deutschspr. Literatur des 20. und 21. Jh.)
Jim Stanard: Magical
Der spätberufene Jim Stanard hat nach „Bucket List“ (2018) und „Color Outside The Lines“ (2020) nun sein drittes Album vorgelegt und ist dabei einen deutlichen Schritt vom akustischen Folk-Country zum Rock gegangen. Mitverantwortlich dafür dürfte auch sein Produzent Kip Winger sein, der einigen Songs ein erdig-rockiges Arrangement verpasst hat, das eher an John Isbel, Warren Zevon oder Lee Clayton und weniger an John Prine, Kris Kristofferson oder Townes van Zandt erinnert ...
Ausführliche CD-Kritik unter Hör.Test
Die Ärztin
von Robert Icke, sehr frei nach „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler
im Staatstheater Nürnberg (Schauspielhaus)
Wer von TV-Arztserien wie „In aller Freundschaft“ oder „Bergdoktor“ noch nicht eingelullt worden ist, kann auch ärztliche Dilemmata mit hohem zeitgeschichtlichem Niveau auf der Bühne besichtigen. Arthur Schnitzlers Komödie „Professor Bernhardi“, deren Uraufführung 1912 in Berlin stattfand, erzählt von einem jüdischen Chefarzt, der den Affront einer Gesellschaft erleben muss, hinter deren zur Schau getragenem Liberalismus sich antisemitische Hassgefühle nur mühsam verbergen. Der englische Autor Robert Icke hat sich an eine - inzwischen sehr beliebte - „Überschreibung“ des Schnitzler-Stückes gewagt, die 2019 in London uraufgeführt und 2022 am Wiener Burgtheater in deutschsprachiger Fassung mit dem Titel „Die Ärztin“ präsentiert wurde ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
Pure Prairie League: Back On Track
Was haben die Bands Poco, Flying Burrito Brothers, Firefall und Pure Prairie League gemeinsam? Sie waren in den späten 1960ern und den frühen 1970er Jahren Trendsetter für einen neuen Sound, der sich Country Rock nannte. Aber auch das: sie sind heute nur noch mit völlig neuer Besetzung (und teilweise unter neuem Namen) unterwegs: von PPL ist tatsächlich jetzt wieder eine neue CD erschienen ...
Ausführliche CD-Kritik unter Hör.Test
Leonce und Lena von Georg Büchner
im ETA Hoffmann Theater Bamberg
Das Königreich Popo ist im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich im Arsch. König Peter plant als konfuser Vordenker („Ich muss für meine Untertanen denken, denn sie denken nicht“) einen baldigen Rücktritt, doch sein Sohn Leonce ist geplagt von Langeweile und Melancholie: „mein Leben gähnt mich an, wie ein großer weißer Bogen Papier, den ich vollschreiben soll, aber ich bringe keinen Buchstaben heraus“. So der Ausgangspunkt bei Georg Büchners gar nicht so lustigen Lustspiel „Leonce und Lena“ ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
Jack Tempchin: More Of Less
Jack Tempchins aktuelles Album kommt mit einem gut gefüllten Country-Folk-Paket aus Pandemie-Erfahrungen und Altersweisheit daher. Der Refrain des Titelsongs ist gleichzeitig ein Rezept für Entschleunigung und Vereinfachung des Lebens: „More of less / is what you need / more of less / will set you free“. Und die erste Zeile verweist auf zwei wichtige Stationen in Tempchins Karriere: „Take it easy / take it slow“ - das erinnert an seine langjährige Kooperation mit den Eagles und an den Hit „Slow Dancing“, der vor allem als Cover von Johnny Rivers immer noch häufig im Radio gespielt wird ...
Ausführliche CD-Kritik unter Hör.Test
Eliza (UA)
von Ivana Sokola und Jona Spreter nach Motiven aus „Pygmalion“ von George Bernard Shaw
am Staatstheater Nürnberg (Schauspielhaus)
Vor über 100 Jahren wurde George Bernard Shaws Komödie „Pygmalion“ am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Darin unterwirft der Phonetik-Professor Higgins das Blumenmädchen Eliza Doolittle einem Sprachlabor-Training, um zu beweisen, dass man mit Überwindung des Unterschichten-Soziolektes in eine höhere soziale Klasse aufsteigen kann. Richtig bekannt wurde das Sujet durch die Musical-Version „My Fair Lady“ (1956), bei der auch eine ergänzte Liebesgeschichte zum Erfolg beitrug. Seither hat sich so manches verändert: Blumenmädchen erhalten einen Mindestlohn, Frauen sehen sich ungern als Objekte männlicher Experimente, Menschen kämpfen für soziale Gleichheit und kritisieren den einengenden Zwangscharakter von sozialen Rollen. Viel Stoff also, um den Shaw-Klassiker einer „Fortschreibung“ zu unterziehen. Dieser Aufgabe stellte sich das Duo Sokola/Spreter und lieferte dem scheidenden Nürnberger Schauspieldirektor Jan-Philipp Gloger, der sich auch als Hobby-Dialektforscher bezeichnet, einen Text für eine Uraufführung - wohl seine letzte Regiearbeit in Franken ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne